Buchweizen-Grütze: Die wohl beliebteste "Beilage" der Ukrainer!
Bei der Überschrift spielt manch ein Ukrainer vermutlich bereits mit dem Gedanken mich zu steinigen. “Beilage?!?!?” Kascha (каша) ist vielerorts praktisch bereits ein Hauptgericht, schlicht, schmackhaft, nahrhaft und irgendwie orthodox. Nach Russland und der Volksrepublik China ist die Ukraine immerhin der drittgrößte Buchweizenproduzent der Welt mit knapp 100.000 Tonnen jährlicher Produktion.Mit Kascha wird im Russischen allgemein Brei oder Grütze bezeichnet. Der morgendliche Haferbrei aus gerösteten Haferflocken, den mein Falke so sehr liebt (auch wenn er ihn leider mit Thunfisch verzehrt, was mich wirklich, wirklich abstößt :) ist ebenso Kascha, wie Grießbrei, Hirsebrei oder eben Buchweizen Grütze.
Wenn jedoch keine nähere Spezifikation in der Speisekarte oder vom Gastgeber angegeben wird, kannst du dir meistens sicher sein, dass dir Buchweizen (гречневая каша) serviert werden wird, einfach weil er äußerst beliebt und auch als landwirtschaftliche Pflanze recht anspruchslos ist - dass heißt Buchweizen wächst auch da, wo es für echte Getreidearten bereits zu trocken ist. Buchweizen ist ein Knöterichgewächs und damit “nur” ein sogenanntes “Pseudogetreide” was leider richtig abwertend klingt. Buchweizenforscher (?!?) gehen davon aus, dass das Gewächs seinen Ursprung - wie fast alles - in China hat und durch die Mongolen nach Mitteleuropa gebracht wurden. Für Deutschland gibt es ab dem 13. Jahrhundert gesicherte Quellen dafür, dass Buchweizen als Bereicherung der Nahrungsvielfalt kultiviert wurde, bis er dann Jahrhunderte später durch den Siegeszug unserer geliebten Kartoffel in hiesigen Gefilden in Vergessenheit geriet. Im österreichischen Burgenland ist er noch unter der Bezeichnung “Heidenkorn” oder “Türkenkorn” allgemeinhin bekannt und aus seinem Mehl wird “Heidensterz”, ein gebackender Klops als Beilage zur Suppe zubereitet, was ich dringend mal ausprobieren möchte!!
Unter den Deutschen kennen ihn jedoch heute eigentlich nur die ganz harten Ökos. Als ich während meines Studiums in einem Bio-Hofladen gejobbt habe, dachte ich auch plötzlich ich müsse jetzt mal Buchweizen essen. Die blassen Körner, die ich dort mit Mitarbeiterrabatt kaufen konnte, waren aber im gekochten Zustand leider einfach nur widerlich und haben mir die Lust auf den alten Knöterich für einige Zeit verdorben.
Bei einem Imkerei-Praktikum in Transsilvanien, Rumänien kam mir der Buchweizen dann in einer sehr aufregenden Form über den Teller: Buchweizen-Honig! Ein höchst ungewöhnlicher Honig, wohl der Honig für Leute die keinen Honig essen. Der Imker ließ potenzielle Neukunden des Buchweizenhonigs auf dem Markt immer erst probieren, weil er spätere Beschwerden und Reklamationen vermeiden wollte. Die Krönung war das frisch gebackene, noch warme Weißbrot, was in der benachbarten Bäckerei in den Abendstunden, verlockend duftend aus dem Steinofen kam, dick mit Butter und dem Buchweizen-Honig zu bestreichen und darauf frisch geröstete Buchweizen-Körner aus der Pfanne zu geben. Ein absoluter “Crunch” mit nussiger Note irgendwie herb, rauchig und süß. Ich hatte mich mit dem Buchweizen zunächst versöhnt.
Als mir jedoch mein Falke zu Beginn unserer Beziehung beim Betreten seiner Wohnung fröhlich zuflötete: ”Liebste, es gibt Buchweizen!”, wäre ich am liebsten postwendend zur nächsten Pizzeria gelaufen. Döner, Pommes, Graupensuppe- egal nur nicht Buchweizen als Brei oder Grütze! Aber die Beziehung war frisch und ich gut erzogen, also rang ich mir mein spezielles Lächeln für solche Fälle ab, interessiert - distanziert mit schmalen Lippen, trippelte ich nach einer flüchtigen Begrüßung zum Herd und schnupperte vorsichtig. Es schien Schwein zum Buchweizen zu geben, also würde ich zumindest nicht hungern müssen. Ich seufzte erleichtert.
Als er mir trotz meiner Proteste eine große Portion Kascha auf den Teller lud, stutze ich und musste mich kurz rückversichern, dass er denselben Buchweizen meint wie ich. Dieser hier war erdbraun, ähnelte Vollkornreis und duftete appetitlich. Während die zerlaufende Butter auf den zarten Körnern verführerische Bäche bildete und ich mich dennoch erstmal dem Schwein widmete, schmolz mein Widerstand als in mir mit dem nussigen Geruch die Erinnerung an gerösteten Buchweizen auf Honig in Rumänien aufstieg. Ein heißer Sommer, viel Arbeit von Bienen umschwärmt, in Schweiß getränkt, die schweren, süßlich-klebenden Honigräume in den alten LKW schleppend und Blütenmeere bis zum Horizont der Dobrudscha - und Buchweizen.
Beherzt löffelte ich die Kascha in den Mund und war nicht enttäuscht. - Wir redeten zwar von derselben Pflanze, nicht jedoch vom selben Produkt. In Osteuropa, fern von Birkenstock-Sandalen, wird der Buchweizen selbst geröstet oder eben vorgeröstet verkauft, so dass das nussige Aroma quasi mitgeliefert wird. Kein Vergleich zu den blassen Körnchen aus meinem Hofladen, die eine leicht schleimige Konsistenz und grünliche Optik beim Kochen entwickelten.
Rezept! Die Buchweizen Kascha ist so einfach zu kochen, dass ein Rezept fast lachhaft ist:Buchweizen Rezept als Beilage - Kascha für 4 Personen:
- 2 Tassen Buchweizen (bräunlich! im “Russenladen” erhältlich)
- 4 Tassen Wasser
- 1 EL Butter
- 1 geh. TL Salz
Mein Falke gibt immer hinzu:
- 4 Kardamom Kapseln
- 3 Piment Körner
Zubereitung von Buchweizen Kascha:
Butter schmelzen lassen (ggf. Gewürze mit anrösten), Buchweizen unter stetigem Rühren hinzufügen und kurz glasig werden lassen, auf keinen Fall zu sehr bräunen, dann bleibt er hart!! Salz und Wasser hinzufügen. Aufkochen, 5 Minuten köcheln, dann unter minimalster Hitze noch 15-20 Minuten ausgaren lassen.
Gerne mit einem ordentlichen Stich Butter servieren. Meine Küken lieben es, die Reste der Kascha am Morgen mit Milch aufgewärmt zu verzehren. Deshalb machen wir nur sehr selten Zwiebeln in unseren Buchweizen.
In der orthodoxen Fastenzeit kann man Kascha einfach ohne das Fett zubereiten und ZACK hat man eine fastentaugliche Mahlzeit/ Beilage :)
Ich glasiere dazu gerne ein bisschen Gemüse mit Honig, ein leichtes Abendbrot welches meine Küken sehr schätzen!
Dazu röste ich eine Zwiebel in etwas Fett (Fastenzeit ggf. ohne Fett), gebe ca. 6 gestiftelte Möhren hinzu und vielleicht einen Pak Choi, einen Fenchel oder was noch so weg muss, einen kleinen Schluck Wasser und lasse das 5 Minütchen mit Deckel drauf vor sich hin dünsten, bevor ich einen dicken Teelöffel Honig und einen halben Teelöffel Gemüsebrühe hinzufüge. Der Honig unterstreicht die Süße der Möhren und macht das Ganze sehr leicht, rund und lecker :)
Falls du keinen “Russenladen” erreichbar hast, habe ich dir hier mal meine favorisierten Buchweizenprodukte hochgeladen, damit du nicht aus Versehen das blasse Mistzeug kaufst, was mir damals fast die Freude am Buchweizen verdorben hätte. Das sind Affiliate Links (ich bekomme Provision, sage dir artig “Danke” - du zahlst nur den regulären Preis und unterstützt nebenbei meine Arbeit ;-). Falls du irgendwo den gerösteten Buchweizen für weniger als 4,50€ das Kilo bekommst, schreib mir bitte eine Nachricht- Ich hätte Interesse! Ansonsten habe ich hier ein 5x 1 Kilo Paket verlinkt was bei uns 2-3 Monate vorhält und bisher das beste Preis-Leistungsverhältnis bietet.
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