Campingurlaub im VW Bus- Endlich Vorzelt für unseren T3
Campen am Strand - Endlich ist es soweit! Nachdem dieser Saisonstart echt brutal verlief und wir wirklich gefühlt einmal alles am Bus ausbauen (lassen) und reparieren (lassen) mussten und dadurch peinlicherweise kurzfristig zwei Vermietungen absagen mussten, sind wir endlich nach einer durchfahrenen Nacht an unserem Campingplatz in Sichtweite der Ostsee angekommen. Urlaub, Strand - Meck-Pom! Ich kann mein Glück kaum fassen. Mit einem frischen Kaffee aus unserer treuen 12 Volt Reisekaffeemaschine sitze ich unter dem grünen Blätterdach, genieße vielfältiges Vogelgezwitscher, dass auf eine sehr artenreiche Vogelpopulation schließen lässt und erfreue mich an dem großartigen Setting. Dieses Mal ist nämlich ein absoluter “Glamping” - Faktor zu unserem ohnehin schon hübschen Bulli hinzugekommen und ich bin so glücklich darüber, dass ich meine Freude direkt ein bisschen teilen möchte :)
Altes Bulli Vorzelt ohne Anleitung - Aufbau
Bisher hatten wir unseren Cosmos vorrangig als Reisemobil benutzt, um unsere Fahrten in die Ukraine so unkompliziert wie möglich zu gestalten, also stets dann anhalten und schlafen zu können, wenn unsere Küken so viel Terror auf ihren Sitzen veranstalten, dass eine gewaltfreie Weiterfahrt unmöglich wird und Schlaf für alle die sicherste Option ist.Dadurch sind selten mehrere Tage an einem Ort geblieben und haben nie das Vorzelt aufgebaut, welches uns beim Kauf unseres Bullis mit den wenig vielversprechenden Worten übergeben wurde: “Wir hatten das damals beim Kauf auch mit dazu bekommen, aber nie aufgebaut, ich gebs euch mal mit, vielleicht könnt ihr ein paar Teile davon als Ersatz verkaufen oder so…”.
Dummerweise war ich davon so abgeschreckt (und dem Fakt das es damals, beim Kauf vor 4 Jahren auch eine echt alte und ziemlich lebensgefährliche Gas-Ersatzheizung mit “dabei” gab und haufenweise anderen Schrott den wir nachher mühsam sortieren und entsorgen durften, dass wir das Zelt nur einmal im Innenhof versucht haben aufzubauen. Als dann keine Anleitung dabei war, wir nicht mal ein Modell irgendwo ablesen konnten und irgendwie ein Sammelsurium verschiedenfarbiger Stangen dabei war, welche wir partout nicht zuordnen konnten, hatten wir bei beginnendem Nieselregen die Schnauze voll, packten alles ein und beließen es bis heute dabei.
Nun hatte sich mein Falke angesichts des ersten geplanten Urlaubs auf einem “richtigen, deutschen Campingplatz” vorgenommen, dieses Vorzelt mitzunehmen und zumindest rauszufinden, was davon brauchbar sein würde. “Da haben wir doch Zeit und sonst können wir die ganze Sche*ße immer noch einfach in die Ostsee schmeißen.” Ich drehte mich weg, damit er mein Augenrollen nicht bemerken würde. Meine kostbare Zeit würde ich nicht mit kaputten Zeltstangen und ekeligen Schrauben verbringen wollen. Aber alles kam anders.
Als wir im Morgengrauen auf den Campingplatz auffuhren, fielen mir sofort die großartigen verschiedensten Dachzelte, Vorzelte, Planenkonstruktionen und Zeltstädte der Camping - Gemeinde auf. Irgendwie wollte ich dann doch auch ein bisschen mehr Glamour, also “Glamping” haben. Wir suchten uns einen wunderschönen Platz direkt unter Kiefern und Eichen aus. Kaum geparkt wachten die Küken auf und fingen lautstark an sich über “Urlaaaaaaaub” zu freuen. Aus Rücksicht gegenüber unseren neuen Nachbarn, die den leeren Schnapsflaschen neben den Zelten nach zu urteilen noch einen kleinen Ausnüchterungs - Schlaf nötig hatten, schnappten Olena und mein Falke sich die beiden kleinen Racker und brachten sie leise und schnell zum örtlichen Spielplatz. Dort konnten sie sich artgerecht austoben und eine Nacht Zwangshaltung in Kindersitzen von sich abschütteln.
Ich betrachtete die bunte Zelt und Camping-Mobile Landschaft und spuckte in die Hände. Mein Ehrgeiz war geweckt: Wir würden ein Vorzelt haben und wenn ich fehlende Zeltstangen mit den Zähnen aus Stöcken schnitzen und ersetzen würde!
Zunächst entleerte ich die beiden riesigen und schweren Säcke. Der Orangene enthielt eine kackbraune Zeltplane, die mich zunächst etwas abstieß. Der Inhalt des Gestreiften entpuppte sich als die Zeltstangen die mich beim letzten Versuch in den Wahnsinn getrieben hatten. Zudem hatte eine Freundin sie nach dem gescheiterten Aufbau mit Klebeband “ordentlich” zusammengeschnürt, damit nichts verloren geht. Das Klebeband war mit der Zeit brüchig geworden und es kostete mich 30 Minuten friemelige Kleinstarbeit bis ich die Stangen endlich alle befreit und nach Farbe und Größe sortiert hatte. Ich ging sämtliche positiven Affirmationen in meinem Kopf durch und dachte: “Was würde Chuck Norris tun?”
Schließlich aß ich erstmal abwesend eine halbe Tüte Chips auf, während ich das “Bulliforum” nach einer möglichen Anleitung durchsuchte! Das Glück war mir hold. Irgendein verpixeltes Foto aus den 80er Jahren erschien vor meinem übernächtigten Auge und mit einem Hallelujah fügten sich die Stangen zu einer Form zusammen. Mir fiel zudem auf, dass die ganzen andersfarbigen Stangen vermutlich Zubehör von dem ebenfalls damals mitgegebenen “Paulchen”-Fahrrad-Gepäckträger waren und noch ein bisschen Zeug von was auch immer.
Als ich gerade dachte, jetzt bräuchte ich eine helfende Hand kamen gleichzeitig “der Gärtner” des Campingplatzes und meine Sippe zurück. Die Kinder hatten Hunger und wurden vom mitfühlenden Gärtner, der gerade beim Laden gewesen war versorgt: Glücklich mit Doughnuts und frischen Weintrauben in den fettigen kleinen Händchen liefen sie hastig zurück zum Spielplatz. Mein Falke beäugte fachmännisch meine bisherige Konstruktion, sah den gereiften Plan und meine Entschlusskraft und stimmte mir zu: “Sieht aus, als könnten wir ein Vorzelt haben.”
Wir arbeiteten zügig und zielstrebig. Als wir zu der Zeltplane kamen musste ich wieder kurz tief durchatmen und affimieren. Nachdem wir die Plane ausgepackt hatten, wusch ich mir einen Schwall “braunen Kleb” von den Händen ab. Ich denke das Imprägniermitteln aus den 80ern oder das Flammschutzmittel waren als fettiger Rückstand zu spüren. Oder die Vor-vorbesitzer hatten eine kleine Fritteuse im Zelt betrieben. Ich wischte energisch die letzten Zweifel beiseite und stülpte mit meinem Falken sorgfältig die Plane über das Gestänge. Nun mussten wir vor und zurück alle Zeltfüße ausrichten, alle Flügelschrauben mehrmals adjustieren und zu unserer absoluten Überraschung und Verzückung fehlte nur eine einzige Schraube und aus der kackbraunen Plane wurde ein edler Palast in warmen Erdtönen.
Nun sitze ich hier, glücklich mit Laptop und Kaffee und Tagträume von möglichen Gestaltungsmöglichkeiten meines neuen Territoriums, mit festigenden Heringen und einer passenden Picknickdecke zum Beispiel. Home Sweet Home - ich bin angekommen:)
Einfach ein Traum in braun :)
Mehr Platz beim Campen durch Vorzelt
Die Werkstatt auf dem Campingplatz (hier gibt es einfach alles!) half uns mit einer Schraube aus und Dankbarkeit durchströmte mich, als 3 Tropfen Nieselregen auf den Frühstückstisch runtertropften. “Lass es regnen, wir haben ein Vorzelt!” rief ich Richtung Wolken. Da packte mich mein Falke und schüttelte mich zärtlich “Tbi balnaja, da? Solnze wyjdet detjam nujschno v more” (Bist du bekloppt, ja? Lass die Sonne rauskommen, die Kinder wollen ins Meer!).Mir egal ob Regenschutz, Sonnenschutz oder Oldschool -Status - Symbol! Unser Lebensraum während der Urlaubszeit hat sich spontan um 9 m² vergrößert und der Retro- Schick des alten Schätzchens passt zu unserem Cosmos wie *rsch auf Eimer! Ich bin einfach nur froh darüber, dass mein Falke darauf bestanden hat diese zwei siffig anmutenden Säcke mitzuschleppen und endlich und endgültig herauszufinden ob das Zelt top oder flop ist. Das schönste an dem Vorzelt (übrigens ein altes Westfalia wie wir dank des Forums wissen), finde ich, dass es zwar mit dem Bus verbunden ist, aber “auf eigenen Beinen steht”. Man kann also gegebenenfalls auch mit dem Bulli wegfahren und das Zelt mit Stand-Up Paddel, Kochsachen etc. selbstständig zurücklassen.
Nun sitze ich hier, glücklich mit Laptop und Kaffee und Tagträume von möglichen Gestaltungsmöglichkeiten meines neuen Territoriums, mit festigenden Heringen und einer passenden Picknickdecke zum Beispiel. Home Sweet Home - ich bin angekommen:)
Einfach ein Traum in braun :)
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