Ukrainische Toiletten
Disclaimer: Dieser Bericht über ukrainische Toiletten enthält bildreiche Sprache und explizite Bebilderung
Kaum ein Wohnbereich ist so unerlässlich und pragmatisch wie das stille Örtchen. Deutsche Toiletten kenne ich naturgemäß zu genüge, wenn man überlegt wie oft und wo überall man im Laufe seines Lebens mal musste. Warum nun also ein ganzer Blogartikel über ukrainische Scheißhäuser ? Sie faszinieren mich! Noch nirgendwo auf der Welt habe ich solch eine Bandbreite an Toiletten kennen lernen dürfen. Es gibt außergewöhnlich krasse Beispiele für ausgezeichnetes Design, schlechten Geschmack und auch einfach ekelerregend. Und dazu muss ich erwähnen, dass ich eine sehr robuste Wahrnehmung habe ;).
Toiletten in der Ukraine
Öffentliche Toiletten in der Ukraine
Plumpsklo Ukraine
Das Gegenteil davon, sozusagen nette Geselligkeit, bietet dieses, sagen wir helle und freundschaftliche Ensemble. Für die, die mit der besten Freundin nicht nur zum Schminken mit auf die Toilette kommen?
Das hygienisch einprägsamste Erlebnis war ein Plumpsklo auf einer Selbstversorger Datscha. Ich musste sehr dringend und wollte innerhalb der Umzäunung nicht ins Gebüsch pinkeln. Die Besitzer betagt, hatte wohl länger keine Zeit und Kraft gefunden das Plumpsklo zu entleeren und so türmten sich die Exkremente zu einem unansehnlichen Haufen bis fast zur Klobrille hoch. Selbige bestand nur noch aus wenigen Plastikteilen und das Loch im Holz hätte wohl - sauber und geschliffen - als Sitzgelegenheit mehr Hygiene und Komfort geboten, als diese angeknabberte Erinnerung einer Klobrille. Nachdem ich gepinkelt und das hölzerne Klohäuschen verlassen hatte, stand ich einen kurzen Moment noch vor der Tür, benommen von dem Geruch und in Überlegung wo ich mir die Hände waschen könnte. Da merkte ich plötzlich, dass mein Pippi ein Rinnsal von Gülle losgetreten hatte, was nun zu allen Seiten aus dem Häuschen und in Richtung meiner Birkenstock Sandalen lief. Ieeeeeeeh schnell bin ich weggehüpft, um gerade noch rechtzeitig gegenüber dem Bewohner der Datscha ein unbefangenes Gesicht zu machen, der gerade mit einer frischen Rolle Klopapier ankam. Richtig merkwürdig wurde es allerdings erst, als er uns in die Datscha zu einem Imbiss einlud und ich durch die geöffnete Tür der Küche Einblick in ein fast schon luxuriöses Badezimmer erhaschen durfte. Ich unterdrückte eine fassungsloses Kichern, da sich mir bei dem Anblick des geschlossenen und zugestellten Klodeckels die Frage stellte, wofür genau dieser Raum angelegt wurde, wenn er scheinbar schon länger nicht genutzt wurde. Bilder verbieten sich m.E. hier, um den Besitzer nicht bloß zu stellen. Eine Mutmaßung wäre, dass das Haus vielleicht einfach nicht über einen Anschluss zu fließendem Wasser verfügte. Vielleicht war mal mit der Renovierung des Badezimmers begonnen worden, zumeist in den 90ern als durch Grenzöffnung und Auslandsgeschäfte viel Bargeld vorhanden war, aber der kommunal versprochene Anschluss der abgelegenen Datscha zum Versorgungssystem ist vielleicht nie erfolgt. Solche Beispiele begegnen uns mehrmals während unserer Aufenthalte.
Ganz anders, eines meiner ukrainisches Lieblingsbäder, von mir insgeheim „Bernsteinzimmer“ genannt. Eine Kindergartenfreundin meines Falken hat sich gefühlte 2 Jahre an der Einrichtung Ihres Kiever Appartments -abgearbeitet, bis sie es sich muckelig genug gemacht hatte, um endlich einzuziehen. Dunkle Echtholzmöbel die einen extravaganten Spiegel umrahmen, geschwungenes cremefarbenes Porzellanwaschbecken in Übergröße und warme Beleuchtung, die die meisterlich geklebten Miniaturfliesen in allen gelbgold Nuancen so richtig gut in Szene setzen. Moderne Armaturen und die Glasverkleidung der bodengleichen Duschkabine, die mindestens 2,5 Quadratmeter groß, Platz für 3-4 Menschen bieten würde. Leider möchte sie ihre intime Wellnessoase nicht im Netz veröffentlicht sehen.
Auch in Erinnerung geblieben, ist mir ein klassisches, schwarz-weiß kariert gefliestes WC eines Restaurants in Czernowitz. Schwarze Türen und Waschtische, goldene Armaturen und gold polierte Messingwaschtische, geschnitzte Türrahmen, anachronistische goldene Spülketten mit geschwärzten Holzgriffen, Westernschwingtüren mit zarten Holzlamellen, die ich jetzt als nicht ganz diskret empfunden habe- aber hübsch. Zudem fand ich die Idee sehr nett, in Ermangelung an Tageslichtfenster Leinwände mit Videos der Außenwelt (in dem Fall der Straße vor dem Restaurant) in Rahmen darzubieten. Da wurde mir zwar klar, dass das genau das Fleckchen Bürgersteig war, wo mein Küken vor dem Restaurantbesuch einen astreinen Wutanfall hingelegt hatte und etwaige Gäste, dies schockiert, mitleidig oder amüsiert beim Schminken und Händewaschen mitverfolgen durften. Aber Videoüberwachung in der Ukraine, auch durch Privatleute, ist ein Thema für sich!
Reiseknigge Ukraine
Klopapier nicht in die Toilette werfen!
Dies als abschließender Appell an alle Reisenden:
Genießt die verschiedenen Toiletten die euch begegnen - so lange ihr keinen schüchternen Darm habt. Gerade aus dem Sanyfair geplagten Deutschland kommend, finde ich diese Diversität echt erbaulich. Aber außerhalb von Plumpsklos gehört Klopapier auch im feinsten Kiewer Loft WC in den Mülleimer!
Russische Armee klaut Toiletten
Update in Kriegszeiten: Scheinbar bin ich nicht die einzige "Reisende" die Gefallen an den ukrainischen Toiletten gefunden hat. Es ist unter den Ukrainer*innen sprichwörtlich geworden, dass die Russen bei Plünderungen sehr gerne die ukrainischen WCs stehlen. Bilder von Toiletten mit Wasserspülung (natürlich demontiert), die auf russischen Panzern abtransportiert werden, sind in den sozialen Netzwerken omnipräsent. Sogar Volodymyr Selenskyj hat dazu bereits einen Kommentar abgegeben. Die "Russo Turisto" (also sarkastisch, die "russischen Touristen"- schließlich wusste bisher angeblich kein russischer Soldat, dass er auf dem Weg in die Ukraine zu einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg war) ärgern sich, dass vielerorts in der Ukraine der Lebensstandard besser zu sein scheint, als in ihrem, von Putin so hoch gerühmten fast- Zarenreich "Großrussland". Toiletten mit Wasserspülung scheinen manche russische Soldaten erst in der Ukraine kennen zu lernen. Slava Ukraini!
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