Neurussland
Putin führt seinen Krieg mit allen Mitteln. Auf dem Territorium der Ukraine mit Waffen und aller dazugehöriger Brutalität wie auch systematischen Vergewaltigungen, Folter und Plünderungen. Bei sich zu Hause in Russland und gegenüber allen im Ausland sitzenden Zuschauern der russischen Medien, gehört die umfassende Propaganda zur Kriegstreiberei seines Machtapparats. Fake-News, Geschichtsverdrehung und Weglassen von Informationen gehören -unter anderem- zu seinem Repertoire. Besonders das Narrativ der Zugehörigkeit der Ukraine zu Russland und das konstante Negieren eines souveränen ukrainischen Staates haben es ihm angetan.
Die Russen identifizieren sich, trotz des langen Religionsverbots während der sowjetischen Zeit, stark mit dem orthodoxen Glauben. Mindestens 75 % der Russen geben an orthodox zu sein, wobei es vor allem für viele Jüngere eher eine Frage der kulturellen Identität, als eine Frage des Glaubens ist (Bundeszentrale f. politische Bildung, Rolle der Religion in Russland, 2011).
Wie die Recherchen des derzeit inhaftierten oppositionellen Journalisten und Regimekritikers Alexander Nawalny bereits eindrucksvoll gezeigt haben, scheint sich Putin in der direkten Nachfolge der Zaren zu sehen, was er eindrucksvoll durch den größenwahnsinnigen Bau seines eigenen Palastes im zaristischen Stil in Sotschi unterstrichen hat (Der Spiegel, 2021). Diese These hat Putin durch den selbstgezogenen Vergleich seiner Politik, mit der des Zaren Peters des Großen, bewahrheitet (09. Juni 2022, anlässlich des 350. Geburtstags Peters des Großen).
Dieser eroberte die Vorläufer von St. Petersburg unter schweren Verlusten von den Schweden zurück, um sich einen Zugang zur Ostsee als “Fenster zu Europa” zu sichern und baute es zur präsentablen Millionenstadt auf. Seinem Vorbild gleich, will Putin das Schwarze Meer durch die Annexion der Krim und nun dem Ukraine-Krieg zu einem “russischen Binnenmeer” machen(Welt, 2021)!
Russisches Zarenreich
Dass die Orthodoxie während der Sowjetzeit als Stütze des Zarismus und zu bekämpfen galt, macht sich Putin in seinem Propagandakrieg nun nach Kräften zu nutzen. Er knüpft mit seiner Rhetorik immer wieder an zaristische Zeiten an und versucht in den Russen Bilder und vor allem Sehnsüchte nach alter Stärke und Größe (“Groß-Russland”) zu schüren. Dabei stilisiert er sein Image bereits seit Beginn seiner Amtszeit zum Alleinherrscher und “starken Mann”. Unbedingt Willens, ein politisches Erbe zu hinterlassen.Wie die Recherchen des derzeit inhaftierten oppositionellen Journalisten und Regimekritikers Alexander Nawalny bereits eindrucksvoll gezeigt haben, scheint sich Putin in der direkten Nachfolge der Zaren zu sehen, was er eindrucksvoll durch den größenwahnsinnigen Bau seines eigenen Palastes im zaristischen Stil in Sotschi unterstrichen hat (Der Spiegel, 2021). Diese These hat Putin durch den selbstgezogenen Vergleich seiner Politik, mit der des Zaren Peters des Großen, bewahrheitet (09. Juni 2022, anlässlich des 350. Geburtstags Peters des Großen).
Dieser eroberte die Vorläufer von St. Petersburg unter schweren Verlusten von den Schweden zurück, um sich einen Zugang zur Ostsee als “Fenster zu Europa” zu sichern und baute es zur präsentablen Millionenstadt auf. Seinem Vorbild gleich, will Putin das Schwarze Meer durch die Annexion der Krim und nun dem Ukraine-Krieg zu einem “russischen Binnenmeer” machen(Welt, 2021)!
Russisch Orthodoxe Kirche
Damit die Bevölkerung bei seinem verheerenden Plan mitmacht, muss sich Putin ja starker Bilder bedienen. Bei der riesigen Anzahl an “Kultur- Orthodoxen” in Russland, sind diese natürlich eine lohnenswerte Zielgruppe, bei denen sich Orthodoxie als Türöffner für weitere Themen anbietet. Interessant ist, dass in den letzten 20 Jahren Kirchen in Russland wie Pilze aus dem Boden schießen. Unnötig zu erwähnen, dass die Gläubigen viel Geld in den zahlreichen Kirchen lassen, im Opferstock, beim Kerzenkauf, Erwerb von Ikonen und so weiter. Kyrill I. als oberster Geistlicher, ist ein langjähriger Vertrauter Putins mit einem geschätzten Privatvermögen von mittlerweile rund 4 Milliarden Euro. Und auch so ein Angriffs-Krieg ist verdammt teuer! Ein Schelm wer Böses dabei denkt!Kyrill ist Patriarch von Moskau und der ganzen Rus. Nun ist die “Rus” aber geographisch und historisch aus der “Kiewer Rus”, die Verbreitung der Orthodoxie aus der “Taufe der Rus”, im Zuge der Taufe des Kiewer Großfürsten Wladimir am 28.Juli 988 n.Chr. entstanden (s. Artikel zum umstrittenen Gedenktag “Tag der Taufe der Rus”)).
Neurussland
Dieser Gründungsmythos spielt seit der Annexion der ukrainischen Krim (vermeintlicher Ort der Taufe Wladimirs) und jetzt im Ukraine-Krieg eine wichtige Rolle für Putins Propaganda. Auch wenn die damaligen Landes- bzw. Reichsgrenzen sich nicht mit den heutigen vergleichen lassen, leitet seine Propaganda daraus die Zugehörigkeit der Ukraine und vor allem der Krim zu einem “Großrussischen Reich” ab, wofür er nun die Ukraine mit aller Brutalität zu erobern und unterwerfen versucht. Ziel: Neurussland (russisch Новороссия Noworossija) Die Kiewer Rus sieht er als “Ur-Zelle” der slawisch-orthodoxen Kultur und beschreibt die “Wiederherstellung des Großrussischen Reichs” mit einer “Dreieinigkeit, bestehend aus Russland, Weißrussland und Kleinrussland” (Russlandverstehen, 2022).Das “Kleinrussland” sich dabei auf die Ukraine bezieht, spricht für sich und die Nennung in der Dreieinigkeit sollte den Weißrussen gehörig Angst machen. Was die vermeintliche Abtrünnigkeit vom “Großrussischen Reich” für Putin bedeutet, haben wir schließlich alle auf Bildern der zerstörten Landstriche und Gräbern getöteter Kinder aus der Ukraine gesehen. Dabei bekommt er für seine "Noworossija" Pläne, einem einheitlichen Kulturraum für slawisch-orthodoxe Russen, Unterstützung von rechtsradikalen Ideologen wie Alexander Dugin und dessen Tochter Darja Dugina, die nun bei einer Autoexplosion getötet wurde.
Ukrainisch orthodoxe Kirche
Seit 2018 bis zu diesem Jahr, gab es in der Ukraine zwei orthodoxe Hauptkirchen: die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche, die dem Moskauer Patriarchat unterstellt war und die Orthodoxe Kirche der Ukraine, die seit 2018 dem Patriarchen von Konstantinopel zugehörig ist. Im Jahr 2018 emanzipierte sich die Orthodoxe Kirche der Ukraine (UOK) von der russisch-orthodoxen Kirche (ROK) und schrieb damit Kirchengeschichte. Die Autokephalie, also die kirchliche Unabhängigkeit der UOK als Nationalkirche wurde am 6. Januar 2019 erstmals durch den Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., Ehrenoberhaupt der Welt-Orthodoxie, anerkannt. Es folgte die Anerkennung durch andere Kirchen, nur seitens der ROK gab es bisher keine Bewegung.
Bis zu diesem Jahr existierten die beide Kirchen in der Ukraine nebeneinander. Insgesamt ist die Frage nach einer von der ROK unabhängigen UOK höchst politisch und aktueller den je. Umso interessanter und so begrüßenswerter daher die kürzliche Wendung, der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats! Während des russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Die Ukrainisch-orthodoxe Kirche Moskauer Patriarchats gründete sich bereits nach dem Zerfall der Sowjetunion fast zeitgleich (1990) mit der Unabhängigkeit der Ukraine (1991). Am 27. Mai 2022 sagte sich diese Kirche nun vom Moskauer Patriarchat los und nennt sich seither nur noch Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (UOK). Das Kiewer Oberhaupt, Metropolit Onufrij und seine Kirchen Genoss*innen aus dem Gebiet des Weltkulturerbes des Kiewer Höhlenklosters, waren unzufrieden. Sowohl mit der Haltung des Moskauer Patriarchen Kyrill I., als auch mit Putins Einmarsch in die Ukraine und zogen mit diesem Schritt die logische (und meiner Ansicht nach überfällige) Konsequenz.
Es bleibt nach wie vor zu hoffen, dass auch die orthodoxen Gläubigen und “kulturell”-Orthodoxen Russlands aufwachen, erkennen und für den Frieden beten, auf die eigenen Straßen gehen bzw. falls militärisch einberufen, zu Hause bleiben. Auch im orthodoxen Glauben gelten die alt bekannten 10 Gebote.
Ich habe mir in Ermangelung einer orthodoxen Bibel erlaubt, diese von der Homepage der Russisch-Orthodoxen Kirche Krefeld, Stand 2022 zu kopieren:
Ich habe mir in Ermangelung einer orthodoxen Bibel erlaubt, diese von der Homepage der Russisch-Orthodoxen Kirche Krefeld, Stand 2022 zu kopieren:
“Die zehn Gebote des Herrn"
(Exodus 20, 1-17)
- Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!
- Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was in den Wassern, unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!
- Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen!
- Gedenke des siebten Tages und heilige ihn! Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun; aber am siebten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun.
- Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!
- Du sollst nicht töten!
- Du sollst nicht ehebrechen!
- Du sollst nicht stehlen!
- Du sollst kein falsches Zeugnis reden gegen deinen Nächsten!
- Du sollst nicht begehren das Haus deines Nächsten Hab und Gut!” (Stand: 2022 Russische Orthodoxe Kirche Krefeld)
Auch wenn ich keine Geistliche bin, finde ich der Name des Herrn wird durch die Segnung von Panzern und anderen Waffen zu Angriffs-Zwecken durch Kyrill I. massiv missbraucht. Auch denke ich, dass das 6. Gebot ebenso eindeutig gegen einen Angriffs-Krieg spricht, wie auch die übrigen Gebote nicht mit Vergewaltigungen, Plünderungen und Verbreitungen von Fake-News konform gehen. Ich bin dankbar, dass die beiden großen Kirchen der Ukraine sich nun endlich beide vom Moskauer Patriarchat losgelöst haben. Ich hoffe und bete für einen Sieg der Ukraine über den Aggressor. Als souveräner Staat und freies Volk! Amen ?!?
Hier sind zwei Bücher die ich zum Verständnis des jetzigen Russlands sehr lesenswert finde! Affiliate-Links verschaffen mir eine kleine Provision, ohne dass dir zusätzliche Kosten entstehen :)
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