Uswar - Ukrainisches Getränk aus Dörrobst!
Unterschied russisches Kompott und ukrainischer Uswar
Das erste Mal mit meinem Falken in Kiew, in der Ukraine, war wie der Eintritt ins Schlaraffenland für mich: An jeder Ecke stehen Kakao und Kaffee-Stände mit hochfein baristertem Kaffee, Tee und Kakao bzw. richtiger heißer Schokolade. Alles für damals umgerechnet 80 Cent bis maximal 1 Euro. Tee schmeckt mir “To-Go” leider nie und bei Kaffee und Kakao ist meine Aufnahmegrenze nach maximal 2 Tassen erreicht.
Nahezu unlimitiert kann ich mich hingegen von Uswar ernähren. Wir sind nach einem 8- stündigen Spaziergang quer über alle Hügel Kiews (der Heimatstadt meines Falkens, in der er sich auskennt wie in seiner Westentasche) und etlichen Kakaos endlich in ein kleines Restaurant eingekehrt um mich nach dem langen Marsch bei 20 Grad minus und kniehoch Schnee endlich aufzuwärmen. Er bestellte einen Liter heißen Uswar. Ich nahm erst an, es würde sich um eine Art Tee handeln, aber meine Augen wurden groß als eine dampfende Glaskanne mit bernsteinfarbener Flüssigkeit serviert wurde. Es schwamm ein wenig Dörrobst darin herum, das Obst sah zwar nicht mehr wirklich hübsch aus, dafür duftete das Getränk aber herrlich: dezent süßlicher Obstgeruch und ein ganz zartes Rauch- und Honigaroma, so wie beim Imkern, wenn der Imker seinen Smoker bzw. seine Pfeife anmacht. Befriedigt nahm ich beim Einschenken die dickliche Konsistenz wahr. Nein, dieser Uswar hatte mehr Substanz als schnöder Tee, das sah ich sofort.
Der erste Schluck sollte eine bis heute andauernde Faszination für dieses Getränk bei mir loslösen: Fruchtig, rauchig und eine leichte Honignote mit diesem an Saft erinnernden Mundgefühl, beim genaueren Schmecken auch etwas Birne und Pflaume, ich war absolut verzückt. Mein Falke bekam von diesem Uzvar fast nichts ab. Er musste sich ukrainischen Horilka bestellen, den konnte ich ihm damals aufgrund meiner Schwangerschaft nicht weg süppeln.
Er erklärte mir, dass die überschüssige Obsternte im Sommer bzw. Herbst in der Sonne getrocknet wird. Die Sommer in der Ukraine sind super heiß und trocken und falls die Sonne genn Herbst hin nicht mehr reicht, so wird das Obst in Dörr-Hütten über dem Feuer gedörrt. Letzteres erklärte diese absolut fantastische Rauchnote im Uzvar!
Um Uzvar selber herzustellen kannst du dir das getrocknete Obst einfach kaufen. Am besten gehst du dazu in den “Russen”-Laden deines Vertrauens. Ich finde das getrocknete Obst sonst einfach unerschwinglich. In der Ukraine gibt es bereits fertige Uzvar-Mischungen zu kaufen, eine 300 g Tüte getrocknetes Obst im Anteil 1:1:1 (Apfel, Birne, Pflaume), ausreichend für ca. 2 Liter fertigen Uzvar gibt es im Supermarkt für 25 Hrivna (also ca. 0,80 €). In einem gut sortierten russischen Lebensmittelgeschäft gibt es ebenfalls günstige Produkte. Falls du eine fertige Trockenobst-Mischung findest, so musst du sie nur mit ca. 2-3 Litern Wasser aufkochen und 1-2 Stunden köcheln lassen. Mein Falke findet, dass ich den Uzvar zu “dick” koche- ich liebe das und wer es “dünner” mag, schüttet sich etwas kochendes Wasser in seiner Tasse dazu!
Hier das Grundrezept, falls du keinen “Russen”- Landen in der Nähe hast:
Uswar! Ukrainisches Rezept
-100 g getrockneter Äpfel
-100 g getrocknete Birnen
-100 g getrocknete Pflaumen
-2-3 Liter Trinkwasser
-Süßungsmittel deiner Wahl, ich empfehle Honig
Das getrocknete Obst kurz unter fließendem Wasser in einem Sieb abspülen. Dann kannst du es mit 2-3 Litern Wasser im Topf aufgießen und aufkochen lassen. Ich lasse es danach immer noch 1-2 Stündchen auf kleiner Flamme köcheln. Danach lasse ich den Uzvar etwas abkühlen bevor ich ihn mit 1-2 Esslöffeln Honig süße. Ich koche den Uzvar absichtlich “dicker”, dann hat er ein stärkeres Raucharoma und ich benötige nicht so viel Honig, weil die Süße der Früchte komprimierter ist. Ursprünglich stand im Winter einfach immer ein Topf mit Uzvar auf dem Herd (der ja damals ohnehin brannte, wegen der Wärme im Haus) und köchelte mit. Der Uzvar hält sich einige Tage. Wir seihen ihn meistens ab, bewahren ihn in einer Kanne oder großem Schraubglas im Kühlschrank auf und erwärmen bei Bedarf eine Tasse in der Mikrowelle. Ich finde ihn super bei Erkältungen, bei Heißhunger auf etwas Süßes und absolut nicht Fehlen darf er beim Weihnachtsfest!
Du kannst natürlich super wild rumexperimentieren: Ich denke das ein Uzvar aus getrockneten Kiwis, Ananas und Feigen auch super schmackhaft wäre. Allerdings hätte diese Exotik dann weniger den regionalen Verwertungs- und Selbstversorger Aspekt und genau das gefällt mir an diesem bescheidenen und dennoch umwerfenden Getränk! Lies jetzt hier, welche Getränke man in der Ukraine noch gerne trinkt. Wetten, du kennst Varenukha nicht?
Trockenfrüchte kaufen
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