Geschichten & Tee

Tee trinken in Dortmund

Gut es muss nicht zwingend das Teebrett sein. Wie auch immer du deine Ruhe und Einkehr findest, beim Picknick, der Mal-Session, dem Lesenachmittag oder What-auch-the-Fuck-dein-Ding ist, ist es wichtig “Routine-Orte” zu haben und Ausweichorte für besonderers Flair, auserwählte Gäste oder bestimmte Jahreszeiten! 
Wie in einigen Beiträgen bereits erwähnt ist es bei uns jedoch das Teebrett, welches vorbeiziehende Passanten überrascht, die Neugierde weckt, ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubert und ich liebe die Möglichkeit random strangers auf einen kleinen Tee einzuladen. Und heißer Tee geht auch wirklich immer.
Tee trinken im Wald oder Park mit dem chinesischen Teebrett
Jetzt während der Corona Pandemie kommt so ein fremdes, potenziell Virus belastetes Porzellan-Tässchen jedoch leider grundsätzlich unseriös rüber und deshalb haben wir lange auf Einladungen fremder Menschen zum Tee verzichtet. Meist trinken wir jetzt ein paar Schlückchen für uns oder mit Freunden. Es ist wie Frieden auf Knopfdruck wenn das erste Wasser die kleinen Wasserbüffel benetzt und das Brett die ersten feuchten Teerspritzer der Woche abbekommt. Auch wenn es manchmal nur eine halbe Stunde Auszeit ist, bis die Küken abgeholt werden müssen oder der nächste Termin ansteht. Unser Tee ist uns recht heilig. Es gibt Freunde die uns anrufen und sinnbildlich sagen: “Bei mir ist grad alles Scheiße- Können wir Tee trinken?”. Jeder der bislang an einer gepflegten Teerunde teilgenommen hat war zumindest ein bisschen besänftigt, ein wenig berührt und etwas positiver. Das Setting ist allerdings entscheidend. Zwar haben mein Falke und ich uns beim Tee auf einer vollbesetzten Party kennengelernt und es hat der Magie absolut keinen Abbruch getan, jedoch finde ich nach wie vor, dass frische Luft, ein schöner Ausblick, etwas Grün und im Idealfall noch Vogelgezwitscher die perfekte Untermalung für eine gelungene Teezeit sind. Wir haben ein paar “Standard-Orte” für uns, wie der Pavillon im Garten, oder die Bank am Lieblingsspielplatz unserer Kinder wo wir uns ohnehin oft aufhalten. 

Hier stelle ich dir ein paar meiner Lieblingsorte vor! 

5.Westfalenpark 

Gut. Der Westfalenpark kommt für Dortmund-Kenner wahrscheinlich absolut vorhersehbar und unüberraschend so wie vermutlich auch Punkt 4! Jedoch verdient wie ich finde! Ein absolutes Chamäleon unter den Parks bietet er für jede Altersgruppe hübsche Fleckchen. Je nach Jahreszeit kann man sich im Rosarium unter prachtvollen Rosenbüschen auf dem Rasen niederlassen, direkt im Schatten an dem Kneipp´schen Wassertretbecken oder in Sichtweite der Kinderspielplätze, wenn man die Küken dabeihat, in der Hoffnung, dass die Spielgeräte einem Zeit für ein paar besinnliche Minuten verschaffen. Ein fernöstliches Ambiente strahlt der wunderschöne japanische Garten inmitten einer liebevoll gestalteten Wasserlandschaft inmitten des Westfalenparks aus. Der Teepavillon schreit geradezu nach einer Teezeremonie! Leider gibt es keine Bank oder ein Tischchen im Teepavillon, da lohnt es sich Sitzgelegenheiten wie Decken oder Klappmöbel mitzubringen!

4.Rombergpark

Ich liebe Tee trinken am Wasser. Vermutlich beruhigt es einfach meine Nerven und zudem finde ich Enten obersympathisch. Weniger sympathisch sind die Kack-Flecken die man später überall auf der Unterseite seiner Picknickdecke findet, aber man kann nicht alles haben. Der Rombergpark überzeugt mit uraltem Baumbestand, vielen Bänken von denen aus man Passanten auf einen Schluck einladen kann und einer wundervollen Vielfalt an Rhododendron Büschen an dem kleinen Hang schräg hinter dem historischen Torhaus. Es gibt einen tollen Rundweg um den See. Entlang des Sees kann man sich innerhalb der Woche recht ungezwungen niederlassen, an sonnigen Wochenenden oder zu Veranstaltungen würde ich davon abraten, da es schnell recht voll wird. 

3.Hohensyburg

Dieser geschichtsträchtige Ort muss ein paar Mal im Jahr bei uns auf dem Programm stehen. Den Berg hochlaufen, Tee Zeug mitschleppen, Aussicht genießen, in den Wald pinkeln und wieder runter laufen. Die Aussicht über Ruhrtal und den Hengsteysee ist immer wieder atemberaubend und ich glaube Ruinen (zumindest im Sonnenschein :) mag jeder! Die Architektur mit Mauern und Treppen bietet demjenigen der Decken mitgebracht hat, genügend Gelegenheiten ein kleines Teebrett windgeschützt aufzustellen und sich von Pracht und dezentem Größenwahn der Bauherren fesseln zu lassen. Wenn das heiße Wasser alle ist, kann man immer noch um den Hengsteysee spazieren oder beim Campingplatz (oder im Casino ;) höflich um mehr heißes Wasser bitten. 

2.Deusenberg

Ja, mir ist durchaus bewusst, dass ich mich hier für eine Mülldeponie stark mache. Dieser menschengemachte “Berg” im nördlichen Dortmund direkt hinter dem Hafengebiet wird seit fast 30 Jahren jedoch nicht mehr für solch schändliche Zwecke genutzt und wir sind jedes mal entzückt, wenn wir den Wanderschäfer mit seinen Schafen und Kangals begegnen, Falken beim Mäuse jagen beobachten oder einfach nur die unfassbar schöne Aussicht über unser geliebtes Dortmund genießen. Zu sehen gibt es nicht nur die “Klassiker” wie Hafenamt, U-Turm und Florian. Vom Deusenberg kann man viele Container- und Hafenkräne beobachten, den alten Malakow-Turm, die alte Zeche Hansa mit ihren filigraneren Fördertürmen und schließlich auch das hässliche IKEA-Zentrallager. Dennoch bringe ich immer wieder Besucher und Gäste auf den Deusenberg, je größer ihre Vorurteile gegen das Ruhrgebiet, desto schneller jage ich sie auf den Deusenberg hinauf. Schnaufend oben angekommen und mit einem heißen Schlückchen Tee versorgt, die Nase im immer wehenden Wind, im Gras sitzend, bricht es aus den meisten wie bei der Beichte heraus: “Ich hätte nie im Leben gedacht, dass Dortmund so schön ist.” 

1.Hafen und Kanal

Wasser. Wasser, Wasser, Wasser und Bötchen. Wer es -wie ich- sehr industriell mag, geht direkt bei der U-Bahn Haltestelle “Hafen” an die Kaimauer, baumelt die Füßchen über die Kante und trinkt seinen Tee im Industriehafen mit Blick auf Schiffe, Möwen und das alte Hafenamt. Wer ein bisschen mehr Grün zu seinem Tee möchte, der muss ein bisschen weiter raus fahren oder laufen Richtung Deusen, am alten Hafenamt vorbei (Haltestelle “Franziusbrücke”). Interessant und ruhig ist es auf Höhe des Ruderclubs “Germania”. Da kann man beim Tee beobachten wie der “Deutsche Bullen-Achter” trainiert (und die Jungs sind schnell!!) oder eine Bisamratte die Nonnengänse um ihr Brot betrügt. Wenn man über die Brücke läuft gibt es sogar eine Bank, von der aus man je nach Belaubungsgrad der Ufervegetation den Deusenberg sehen kann (ja ich mag den Deusenberg auch einfach als Landmarke). Wenn es einem warm genug ist (sag ich extra weil ich im März Langstreckenschwimmer im Neopren beobachten konnte!!) ist der Kanal übrigens ein vorzügliches Badegewässer. Nur die Bitte an alle: Räumt euren Müll weg. Das ist das einzige was das sommerliche Tee- und Badevergnügen trübt und einfach zu vermeiden wäre. 

Altes Hafenamt Kanal Dortmund

Ansonsten probiert es aus. Natürlich gibt es noch super clandestine oder zufällige Orte. Die sind wahrscheinlich nicht wirklich einfach zu erreichen und bei den hier aufgezählten Orten mag ich, das man nur ein paar Meter weiterzulaufen braucht falls nervige Zeitgenossen, tote Ratten oder Grillreste euren Teegenuss zu stören drohen. Falls ihr absolute Hammer-Orte kennt, die ich unbedingt in diese Liste aufnehmen sollte schreibt mir gerne ne Mail. Wir werden uns vorsichtig mit dem Teebrett nähern ;)

Den besten Tee (echten chinesischen Tee) und das feinste Zubehör an Gaiwanen, Teebrettchen, Tee-Figuren und vielem mehr, findet ihr im ChaDao. Coronabedingt musste der Inhaber seinen herrlichen Ort des Tees und der Kontemplation und chinesischen Kultur in der Frankfurter Innenstadt leider schließen, hat jedoch im Odenwald eine neue Oase eröffnet! Seine Tees und Expertise findet ihr auf seiner Website (Ich denke das ist jetzt unbezahlte Werbung, ich bekomme keine Gegenleistung, aber ich feier seinen Tee und sein Wissen so sehr, dass ich finde- Wenn in guten Tee investieren, dann bei Gerhard!)

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