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Gesundheitliche Vorteile vom Fasten und spirituelles Fasten

In fast allen Religionen spielt das Fasten eine große Rolle. Hauptziele des Fastens sind dabei vor allem die spirituelle und körperliche Reinigung durch den Verzicht, eine größere Nähe zu Gott, Stärkung der Widerstandskraft gegenüber Versuchungen durch Verzicht, Vorbereitung auf heilige Sakramente oder Buße. Weil der spirituelle Aspekt schwerer wiegt als der Physische, gibt es bei den Ernährungsregeln Ausnahmen für Schwangere, Stillende, Alte, Kinder und Kranke während der Fastenzeit. In den letzten Jahren sind jedoch immer mehr die gesundheitlichen Vorzüge des Fastens bekannt geworden. Wie und wann gefastet wird, ist abhängig von der Religion. Studien legen jedoch nahe, dass gerade das traditionelle orthodoxe Fasten viel gesundheitliches Potential birgt. 

Fasten aus gesundheitlicher Sicht gewinnt auch in Deutschland religionsunabhängig durch alle Gesellschaftsschichten an Bedeutung wie eine aktuelle Umfrage von Statista von Anfang diesen Jahres zeigt: 
Knapp ein Viertel der Befragten halten Fasten vor allem aus gesundheitlicher Sicht für wertvoll. Vor allem auf Alkohol und Süßigkeiten verzichten die meisten. Der Verzicht auf Fleisch steht immerhin an dritter Stelle. In Deutschland fasten die meisten Menschen in der rund 40 tägigen Fastenzeit vor Ostern. Viele wissen gar nicht, dass es auch im westlich christlichen Glauben noch andere Fastenzeiten gibt, die Fastenzeiten im orthodoxen Glauben jedoch besonders stark ausgeprägt sind. 

Orthodoxer Geistlicher in der Fastenzeit

Christliche Fastenzeit

So dauert die orthodoxe Fastenzeit mit insgesamt rund 180 Tagen fast ein halbes Jahr! Orthodoxe Gläubige verzichten in dieser Zeit vor allem auf Fleisch, Eier und Milchprodukte. 

Zusätzlich wird (wie ursprünglich in allen christlichen Kirchen) an jedem Mittwoch und Freitag gefastet. Mittwochs, um an den Verrat durch Judas an Jesus Christus zu erinnern, der an einem Mittwoch stattgefunden haben soll und freitags um an Karfreitag zu erinnern. An strengen Fastentagen wird zusätzlich auch auf Fisch, Wein und Öl verzichtet. 

Im orthodoxen Griechenland erlebt vor allem die “Große Fastenzeit” also die vorösterliche Fastenzeit gerade ein Comeback. Viele Jugendliche nutzen diese gemeinschaftliche Erfahrung um sich an ihre kulturelle Identität und ihren Glauben zu erinnern, der ihnen gerade in wirtschaftlich und politisch schwierigen Zeiten Halt gibt. Aktuelle medizinische Studien aus Griechenland, wo das Fasten seit Jahren auch wissenschaftlich erforscht wird, zeigen jedoch auch die positiven gesundheitlichen Aspekte, die mit dem, über Jahre wiederholten Fasten, einhergehen. So stellten die Studien heraus, dass Menschen die seit ihrer Kindheit regelmäßig nach orthodoxen Richtlinien fasten, ein deutlich reduziertes Risiko haben an Krankheiten wie Osteoporose zu erkranken, einen Hirnschlag oder Herzinfarkt zu erleiden. Das Risiko an Depressionen zu erkranken sei bei Fastenden zudem um fast 40 Prozent reduziert, wobei dem Glauben an sich dabei eine große positive Rolle zukommen dürfte (s. auch Rodothea Seralidou “Wer fastet lebt länger”). 
Eine sehr interessante Dissertation von Daniela Liebscher aus dem Jahr 2012, die wissenschaftliche Studien zu verschiedenen religiösen Fastenarten vergleicht, beschreibt vor allem die Senkung des LDL-Cholesterols im Blut der Fastenden und nennt die vergleichsweise lange Dauer und Häufigkeit des orthodoxen Fastens als Hauptfaktor für die herzschützende Wirkung des Fastens. Auch zeigten sich Tendenzen, dass der Körperfettanteil mit zunehmender Fastendauer sinkt, ohne dass ein Rebound-Effekt (umgangssprachlich auch “Jojo-Effekt”) zu beobachten wäre. 

Ist Fasten gesund?

Hierzu ist natürlich auch eine ausgewogene Ernährung an den übrigen Tagen im Jahr wichtig. Die Nobelpreisträgerin Elizabeth Blackburn beschreibt in ihrem Bestseller “Die Entschlüsselung des Alterns- Der Telomer Effekt (2019)” die Funktion der Telomere und wie man die Alterung der Telomere (und damit das eigene Altern) nicht zur verzögern, sondern sogar umkehren kann! Neben Erkenntnissen, die nach normalem Menschenverstand einfach Sinn ergeben, wie Verzicht auf Rauchen und Alkohol, regelmäßige Bewegung, Stressabbau (vor allem Auflösung von Traumata, also massiven psychischen Belastungen aber auch “Alltagsstress”) durch Yoga, Meditation etc., Reduktion des Bauchumfangs und ausreichend Schlaf. Eine entscheidende Stellschraube dabei ist jedoch eine Ernährung, die sich überwiegend frisch, vollwertig und eben höchst pflanzlich gestaltet, aber mit einem hohen Anteil von Omega-3-Fettsäuren, wie er in Seefisch, Meeresfrüchten, Saaten, Nüssen und in besonders günstigem Omega-6 zu Omega-3 Fettsäuren auch in Wildkräutern und Kresse anzutreffen ist (vgl. hierzu Carina Reberg: “Omega-3-Bedarf vegan decken”).   Telomer Bluttest zum Thema Orthodox Fasten und Gesundheit
Diese Untersuchungen und Ergebnisse ergeben aus meiner Sicht Sinn, wenn man sich die traditionelle Ernährung und Lebensgewohnheiten der “ältesten” Nationen anschaut. Hier fallen mir vor allem Japan und Südkorea ein. Beide Länder verzehren traditionell sehr wenig Fleisch, achten sehr stark auf Mäßigung und Vielfalt beim Essen (Essen sobald der Bauch 80 Prozent gefüllt ist), praktizieren traditionell Achtsamkeit im Alltag und haben einen hohen Anteil Omega-3-Fettsäuren in ihrer Ernährung. Auch fermentierte Nahrung wird hier sehr geschätzt, wobei mir die traditionelle buddhistische Klosterküche vorschwebt. 

Die Ähnlichkeiten zur orthodoxen Ernährung während des Fastens ist aus meiner Sicht frappierend. An tierischen Lebensmitteln sind nur Honig, Fisch und Meeresfrüchte erlaubt. Die Fastenden sollen sich auf zwei Mahlzeiten am Tag beschränken und auch auf andere Gelüste verzichten, nicht lügen und seinen Zorn zähmen. Das Gebet dürfte hier vom kontemplativen Effekt einer Meditation ähnlich sein, das repetitive Aufsagen von Gebeten kann wirklich einer Atemübung gleichen. 

Vegan Fasten 

Letztes Jahr haben mein Falke und ich die Fastenzeit vegan verbracht, einfach weil unser Fleischkonsum allmählich intolerabel hoch wurde. Beim Reisen in der Ukraine stellten wir fest, wie viel und ausgesprochen köstliches “veganes” Essen wir plötzlich in Restaurants serviert bekamen, sobald mein Falke nicht den völlig unbekannten Begriff “vegan” verwendete, sondern einfach klar stellte, wir würden “fasten” und zudem keinen Fisch essen wollen (s. Beitrag “Vegan leben und essen in der Ukraine”). 

Nun, mit “meinen” z.T. streng gläubigen Ukrainern kriegsbedingt hier vor Ort, möchte ich gerne die orthodoxen Fastenzeiten bewusst wahrnehmen. Den Fleischkonsum generell einzuschränken halte ich aus zahlreichen Gründen ohnehin für höchst angebracht und die spirituellen und körperlichen reinigenden Effekte des Fastens kämen mir in diesen Zeiten, in denen ich mich auch nach Frieden, Halt und Kraft sehne gerade recht. 

Was denkst du über das (orthodoxe) Fasten? Wirst du Fasten ausprobieren?

Wenn dich die Themen gesund altern und Fastenküche interessieren, dann habe ich dir hier ein paar weiterführende Bücher verlinkt. Orthodoxe Rezepte findest du ja immer wieder aktuell hier aus dem Blog, daher unten "nur" die buddhistische Tempelküche :) Dies sind Affiliate Links. Wenn du über diesen Link bei Amazon kaufst, entstehen dir dadurch keine zusätzlichen Kosten, aber ich bekomme eine kleine Provision, die mir hilft den Blog weiter zu betreiben (und vielleicht eines fernen Tages im überkrassen Luxus zu schwelgen- Wer weiß :) Wie Putin und der "heilige" Moskauer Patriarch Kyrill unter einer Decke stecken ist übrigens im Kontext des Ukraine-Kriegs höchst spannend! Wirf einen Blick in das unten bei Amazon verlinkte Buch - Es lohnt sich!

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