Die folgenden Punkte sind eine Zusammenstellung aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder universelle Gültigkeit. Hier findest du die kurze Erklärung zu den Punkten, zu den meisten gibt es bereits vertiefende Artikel an anderer Stelle hier auf dem Blog, so dass du das Thema tiefer erkunden kannst. Von Reisen in die Ukraine rate nicht nur ich dir zur Zeit aus gegebenem Anlass ab. Aber auch der Umgang mit ukrainischen Menschen hier wird sich für dich deutlich vereinfachen, wenn du meine folgenden Beobachtungen im Hinterkopf behälst.
1.Die Ukraine ist nicht Russland
Nimm dir 5 Minuten Zeit, studier eine Karte und achte auf deine Wortwahl. Auch wenn viele Ukrainer die Russen bisher mit einer geschwisterlichen Liebe gesehen haben, sind ihnen Autonomie als Staat und Volk sowie die feinen und offensichtlichen Unterschiede in Geographie, Kultur und Sprache wichtig. Und gerade jetzt, mit einem wirklich auf der Belastungsgrenze stehendem Verhältnis durch Putins völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, ist es meiner Ansicht nach umso wichtiger sich über die Unterschiede zwischen der Ukraine und Russland zu informieren.
2.In der Ukraine ist Cash König - Mit Bargeld bezahlen in der Ukraine!
Trage Bargeld bei dir, am besten Dollar oder Euro. Besonders Summen ab 50€ aufwärts sind so wesentlich übersichtlicher zu bezahlen und große Summen in Hrivna sind bei den Verkäufern nicht gern gesehen. An Geldautomaten und in Banken bekommst du mit einem deutschen Konto nur Hrivna ausgezahlt, so dass du am besten genug Bargeld sicher versteckt mit auf Reisen nimmst.
3.Ist es in der Ukraine gefährlich zu Reisen? -> Wachsamkeit
Die Ukraine ist kein Land für verträumte Backpacker. Ich weiß leider nicht, was sich nun durch den Krieg, Leid, Zerstörung, Landminen und die tausendfach zu erwartenden Kriegstraumata in der Ukraine entwickeln wird, aber vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine habe ich das Reisen als sicher erlebt. Da mein Falke mich jedoch in die Kategorie "Verträumter Backpacker Tourist" einstuft (sprich: Große blaue Augen + offenes Lächeln = Verarscht mich bitte!), habe ich nur wenige Schritte und Augenblicke abseits seiner stets wachsamen Argusaugen verbracht. Die größte Gefahr ist und bleibt vermutlich auch der Straßenverkehr. Auch wenn die Straßenbedingungen unter Selenskyj stetig besser geworden sind, sind sie oft dürftig. Der Verkehr ist brutal und birgt für alle Verkehrsteilnehmer diverse Gefahren in Form von metertiefen Schlaglöchern, Straßenhunden, Autofahrern in Eile. Am sichersten ist man vermutlich in der Kiewer U-Bahn unterwegs, die ja unter anderem zu Schutzzwecken während des Zweiten Weltkriegs erbaut wurde.
4.In der Ukraine lächelt man nicht! Not Smiling Country!
„Lächeln ist ein Zeichen für Schwachsinn“ (Russisch-Ukrainische Volksweisheit). Ich erlebe Ukrainer als sehr freundliches Volk. Das Lächeln kommt, wenn man sich bekannt gemacht hat. Entweder herzlich- oder als Zähne zeigen ;)
5.Reiseknigge Ukraine: Umgang mit Männern und Frauen / Gender / Gleichberechtigung
Die berufliche Gleichstellung ist durch die Sowjetzeit in der Frauen alle Berufe ergreifen konnten weit verbreitet. Es gilt als Zeichen guter Erziehung und zeugt von selbstverständlichem Respekt Frauen die Tür aufzuhalten, ihnen in den Mantel zu helfen etc., wohingegen Händeschütteln zwischen Männern und Frauen eher unüblich ist. Meistens genügt ein freundliches „Здравствуйте!“ (Sdrastwuitje!, höfliches Hallo!) und ein aufmerksames Kopfnicken. Wenn die Frau zuerst die Hand ausstreckt, ist es angebracht die Geste zu erwidern.
6.Benehmen und Kleiderordnung beim Besuch von orthodoxen Kirchen -> Kirchenknigge
Orthodoxe Religion bzw. orthodoxer Glauben spielt eine wichtige Rolle im Leben der Ukrainer. Auch beim Besuch von Kirchen sollte man angemessen bedeckt bekleidet sein und sich im Benehmen an den Gläubigen orientieren. Für Männer ist es üblich die Kopfbedeckung zu entfernen, Frauen sollten das Haar hingegen bedecken. Es gilt als respektlos sich direkt aus der Kirche zu entfernen. Ein kurzes Umdrehen nach ein paar Metern und eine kleine Verbeugung in Richtung der Kirche sind üblich.
7.Ukrainer besuchen: Einladungen nach Hause sind selten
Es hat nichts mit Unhöflichkeit oder mangelnder Gastfreundlichkeit zu tun, wenn Menschen dich trotz Sympathien nur an öffentlichen Plätzen treffen. Es ist oft üblich mit 40 aus wirtschaftlichen Gründen noch zu Hause bei den Eltern zu wohnen und den Besuch in manchmal beengten Verhältnissen will man den Gästen – oder seinen Eltern ersparen.
8.Blumen verschenken an Ukrainerinnen: Die Sprache der Blumen
Blumen sind als Geschenk gegenüber Frauen sehr geschätzt. Dabei ist vor allem der 8. März eine hervorragende Gelegenheit alle Frauen in seinem Umfeld zu beschenken. Dabei ist auf eine ungerade Anzahl zu achten, da gerade Anzahlen nur zu Trauerfeiern mitgebracht werden. Gelbe Blumen zu bekommen bringt im russischen Volksglauben Unglück, in der Ukraine scheint dies nicht so verbreitet. In Osteuropa ist es üblicher die Blumen mit den Blüten nach unten zu tragen.
9.Ukrainische Trinkkultur- Was und wie trinken Ukrainer?
Es wird viel getrunken, vor allem der ukrainische Schnaps "Horilka" , jedoch auch andere ukrainische Getränke, wie z.B. der einzigartige Varenukha (gebackener Schnaps). Es sich empfiehlt sich ein paar Trinksprüche, mindestens aber das ukrainische „Будьмо! (Budymo!)“, was in etwa dem deutschen „Prost“ entspricht parat zu haben. Viele Deutsche (und scheinbar der Rest der nicht-russigsprachigen Welt auch, haben fälschlicherweise das russische „Na sdorowje“ zum Anstoßen verinnerlicht. Dieser Ausdruck wird eher in Bezug auf das Essen verwendet, z.B. wenn dir ein voller Teller hingestellt wird und du deine Freunde und Dank zum Ausdruck bringen willst. Die zum Trinken gereichten "Nachbeißerchen" solltest du dringlichst zu dir nehmen um einem Kater effektiv vorzubeugen! „Sa sdorowje“ hingegen kann mit „Auf die Gesundheit“ übersetzt werden und wird sehr wohl zum Anstoßen geäußert. 
10.Ukrainische Haustiere
Wunder dich über nichts. Leguane, Igel oder sogar Bären im privaten Bärenzwinger. Tierschutz ist nicht unbedingt auf der Prioritätenliste der ukrainischen Regierung und erlaubt ist was gefällt. Ich empfehle jedoch dringlich keine scheinbaren Rassehunde oder Katzen zu kaufen, da mit der Zucht auch viel Ausschluss an unverkäuflichen Welpen und Kätzchen anfällt, die dann im besten Fall als Streuner auf der Straße landen. Einen interessanten Beitrag über Haustiere, Zootiere und beim Militär "angestellte" Tiere, also ukrainische Tiere im Krieg und auch auf der Flucht, habe ich dir hier zusammengestellt!- Jetzt lesen :) 
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