Ukraine Krieg

Flüchtlinge in Deutschland: Ukraine und weltweit

Jedes Jahr am 20. Juni findet seit dem Jahr 2001 ein internationaler Tag für Menschen auf der Flucht statt: Der Weltflüchtlingstag!

Im Jahr 2020 belegten Ukrainer in Deutschland mit rund 145.500 ukrainischen Staatsbürger*innen noch den 21. Platz der ausländischen Bevölkerungsgruppen in Deutschland.

Ukrainische Flüchtlinge besteigen Zug

Doch bereits zwischen Ende Februar bis Ende Mai sind durch den russischen Angriffskrieg weit über 800.000 Personen aus der Ukraine nach Deutschland geflohen und im deutschen Ausländerzentralregister (AZR) registriert worden. Die absolute Mehrheit davon (98 Prozent) sind ukrainische Staatsbürger*innen. Durch das Ausreisegesetz, dass Männern zwischen 18 und 60 verbietet auszureisen, sind mit rund 67 Prozent Frauen überdurchschnittlich vertreten. Stand 12.Juli erfasste die UN 9,1 Millionen Ukrainer*innen, die ihre Heimat kriegsbedingt verlassen mussten (https://data.unhcr.org/en/situations/ukraine).Auch Kinder und Jugendliche bilden mit -je nach Quelle- rund 40 Prozent einen großen Anteil am Flüchtlingsstrom. Schließlich kommt es durch den Krieg in der Ukraine auch zur Zuspitzung von Hungersnöten auf dem afrikanischen Kontinent und die Menschen die irgendwie können, werden in eine bessere Zukunft fliehen! Diese Fluchtbewegungen und Richtung dieser Flüchtlingsströme können wir noch nicht benennen! Die UNO schätzt für das Jahr 2022, dass 100 Millionen Menschen auf der Flucht sind. Für mich sind das unfassbare Zahlen, ahne ich doch, dass hinter dieser Zahl 100 Millionen Einzelschicksale stehen. 

Symbolbild Weltflüchtlingstag

Zahl der Flüchtlinge weltweit steigt rasant an

Bereits für das Jahr 2020 schätze das UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR), dass über 82,4 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht waren. Alarmierend sei laut UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi vor allem, dass die Zahl der Flüchtlinge rasant ansteige, aber auch, dass die Flüchtlinge durch länger andauernde Krisen (sowohl bewaffnete Konflikte und Kriege aber auch Klimakatastrophen) dauerhaft vertrieben würden. Ein entscheidender Ansatzpunkt neben schneller und unbürokratischer Hilfe sei vor allem entschlossenes politisches Bestreben danach, die ursächlichen Konflikte zu lösen. 

Eine friedliche Lösung wünschen sich in Bezug auf den Krieg in der Ukraine vermutlich die allermeisten. Fraglich ist nur welche Kompromisse die Politiker beider Länder bereit sind einzugehen. Putin bereitet sich scheinbar weiterhin auf einen lange andauernden zermürbenden “Abnutzungskrieg” vor und seine Angriffe sind vor allem im Osten des Landes an Brutalität und Verachtung auch gegenüber zivilen Zielen kaum zu übertreffen. In tragischer Umdeutung historischer Fakten spricht seine Propagandamaschine von der “Rückholung russischer Landesteile”. Selenskyj - anfänglich grundsätzlich zu Kompromissen, vor allem per Volksentscheid bereit- ist sich absolut im Klaren darüber, dass ein russisches Autonomiegebiet im Donbass auch auf lange Sicht keinen Frieden schaffen würde. Zu den vor allem zu Kriegsbeginn durchgeführten Verhandlungen erschienen jedoch von russischer Seite nur zweitrangige Politiker ohne ausreichende Entscheidungsbefugnisse, so dass sich die Verhandlungen von russischer Seite als Farce erwiesen. 

Putin wird sich so lange nicht in ernsthafte Verhandlungen verwickeln lassen, bis er bzw. seine Armee eine verheerende Niederlage befürchten muss. Im Augenblick läuft es an der Front zudem gut für Putin, nachdem die russische Armee ihre Taktik geändert hat und die Streitkräfte im Osten konzentriert hat. Putins Versprechungen ist keine handbreit zu trauen. Bis sein Militär nicht vernichtend geschlagen wird, wird es weiter Gräueltaten wie in Butscha geben, werden weiterhin Geburtskliniken zerstört, Frauen und Kinder vergewaltigt und getötet. Unklar ist bisher auch der Verbleib der Kriegsgefangenen aus Mariupol zu denen lange keine Nachrichten mehr veröffentlicht wurden. Menschenrechtsorganisationen befürchten Demütigungen, Folterungen und auch Tötungen entgegen jeder Genfer Konvention! Nach allem was wir bisher in diesem Krieg über die russische Armee lernen konnten, dann dass es für sie keine Menschenrechte gibt, nicht mal gegenüber den eigenen Soldaten. 

Asowstahlwerk in Mariupol vor dem russischen Angriffskrieg

Ukrainische und russische Flüchtlinge in Georgien

Das einzige was meiner Ansicht nach diesen sinnlosen Krieg beenden kann, ist die unverzügliche Lieferung schwerer Waffen, jegliche denkbare wirtschaftliche Sanktion gegen Russland, die seit langem überfällige Schließung des Luftraums über der Ukraine und die absolute Geschlossenheit Europas gegenüber Russland als Aggressor. Jedes Land, das jetzt zögert macht sich der Kriegsverbrechen mitschuldig. Ich schreibe das als ehemalige überzeugte Pazifizistin. Es war so lange so einfach für mich gegen jegliche Gewalt und Krieg zu sein, bis ich miterleben musste, wie dieser Krieg unsere Familie, Freunde und durch deren Flucht auch mich ganz direkt betrifft. Vor allem weiß ich, dass Putin nach der Ukraine nicht halt machen wird. Es ist absolute Augenwischerei zu glauben, dass Putin nach einem Sieg dort stoppen wird. Hat er nicht bereits mit Transnistrien einen Keil in Moldawien eingetrieben? Sind nicht bereits besorgniserregende Parallelen zwischen der Kaukasuskrieg 2008 in Georgien und der Ukraine bekannt? Auch in Georgien bereitete Russland von langer Hand einen Angriffskrieg vor in dem es z.B. Unfrieden zwischen den ethnischen Gruppen schürte und russische Pässe an Abchasier und Ossetier verteilte. Viele Ukrainer*innen, aber vor allem auch zahlreiche Russen und Russinnen sind nach Georgien geflohen. Letztere werden von der georgischen Bevölkerung zunehmend kritisch betrachtet und z.T. zunehmend angefeindet. Der Vorwurf, sich ausgelassen feiernd wie "im Urlaub" zu benehmen, während ihr Präsident unter breiter Zustimmung der russischen Bevölkerung einen Genozid vorantreibt, ist weit verbreitet.

Georgien Landkarte vor dem Hintergrund des Kaukasuskriegs

Nun sind bereits 35.000 Russen, die gegen den Krieg sind, nach Georgien geflüchtet (Stand Ende April 2022). Nur ob und wie lange sie dort sicher sind kann niemand wissen. 

Berufliche Perspektiven von Flüchtlingen in Deutschland

Das einzige was wir mit Bestimmtheit sagen können ist, dass es durch diesen Krieg weiterhin zu massiven Fluchtbewegungen kommen wird und den Menschen nur durch die Schaffung echter Perspektiven geholfen werden kann. Immer wieder höre ich im Radio Moderatoren voll des Lobs davon sprechen, wie gut ausgebildet die ukrainischen Flüchtlinge seien. Nur befürchte ich, dass es an der Bürokratie scheitern wird, diese Menschen hier schnell in ihre erlernten Berufe zu integrieren. Es muss ein radikales Umdenken und unkomplizierte Nachprüfungsverfahren geben, um die ukrainischen Qualifikationen und Abschlüsse zu verifizieren und Anzuerkennen. Sonst besteht die Gefahr, dass qualifizierte Fachkräfte im Niedriglohnsektor "hängen" bleiben oder mangels vernünftiger Perspektiven erst gar keine Arbeit aufnehmen. Der Vater einer Jugendfreundin von mir, ein politisch ungewollter, vom Regime gefolterter Physiker, der aus dem Iran nach Deutschland geflohen war, musste hier in Deutschland zusammen mit seinen Kollegen den Rest seines Berufslebens Taxi fahren. Seine Frau, einst anerkannte Ärztin im Iran, konnte zumindest mit einer hier nachträglich absolvierten Ausbildung zur Krankenschwester annähernd in ihrem beruflichen Kontext weiterarbeiten, auch wenn es mir wie ein bitterer Hohn vorkommt. 

Symbolbild Integration von Flüchtlingen auf dem Arbeitsmarkt, Qualifikationen prüfen

Ich denke Deutschland kann es sich nicht erlauben, Talente, Qualifikationen, Lebenszeit und das persönliche Glück von Menschen weiterhin so zu verschwenden. Alle stöhnen vom Fachkräftemangel: Hier sind Fachkräfte gekommen! Zeit sie zu integrieren!  Mein Ideal wäre es den Menschen die nicht in absehbarer Zeit zurück können oder wollen hier die besten Chancen auf schnelle Integration (sowohl im sozialen Umfeld als auch auf dem Arbeitsmarkt) zu ermöglichen. Win win für alle: Deutschland hat weniger Ausgaben für Sozialleistungen (auch ein super Argument gegen rechte Trolle) und kann durch die Arbeitskraft der Menschen profitieren. Die Menschen können in ihrem Beruf arbeiten, ihre Selbstwirksamkeit entfalten und entweder Geld beiseite legen, es ihrer Familie schicken und irgendwann hoffentlich ihre zerstörten Häuser wieder aufbauen gehen oder sich zumindest ein Leben in Frieden aufbauen. Wenn sie sich entscheiden sollten zurückzukehren, dann werden sie die beste Werbung für Deutschland als Arbeitsstandort für Fachkräfte werden. Aber eben nur, wenn wir die Chance jetzt nutzen und schnell und flexibel Lösungen anbieten. Nur so können aus Flüchtlingen Bürger, Nachbarn, Kollegen und Freunde auf Augenhöhe, frei von Abhängigkeitsbeziehungen werden und nebenbei Steuergelder sinnvoll eingesetzt werden.
Go Deutschland, go!
Zusammenarbeit für Integration International

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